Vipassana in der Gesellschaft
Vipassana-Meditation hat im Zuge ihrer weltweiten Verbreitung in den letzten Jahrzehnten Eingang in ganz unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft gefunden. Im Folgenden wird ein Überblick über die Anwendungsbereiche und den gesellschaftlichen Nutzen der Vipassana-Meditation gegeben. Weiterführende Informationen, schriftliche Berichte und wissenschaftliche Studien sind auf der Webseite des Vipassana Forschungsinstitutes (Vipassana Research Institute) erhältlich. Dort findet sich eine Sammlung englischsprachiger Veröffentlichungen, die nach Themen geordnet sind. Darüber hinaus gibt es themenspezifische Seiten, die einzelne Aspekte (z.B. Kurse für Führungskräfte in Belgien, Gefängniskurse) genauer darstellen.
Anwendungsbereiche und weiterführende Informationen
Im Folgenden werden auszugsweise unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche dargestellt, in denen Vipassana Meditation Anwendung findet. Die Beispiele sind jeweils mit Literaturhinweisen versehen. Weiterführende Literaturverweise können bei der Vipassana-Vereinigung angefragt werden.
- Bereits in den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Vipassana von dem hohen burmesischen Regierungsbeamten Sayagyi U Ba Khin, einem bekannten und sehr geschätzten Vipassana-Lehrer, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und -ergebnisse am burmesischen Rechnungshof eingesetzt [Quelle: Confalonieri, Pierluigi (Hrsg.) (1993). The clock of vipassana has struck. A tribute to the saintly life and legacy of a lay master of Vipassana meditation: Sayagyi U Ba Khin (1899 – 1971). With commentary by S.N. Goenka. Seattle/Washington: Vipassana Research Publications].
- In Indien gibt es seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts vielfältige Bestrebungen, Vipassana breitgefächert der Bevölkerung zugänglich zu machen, etwa bei
- der Ausbildung von (hohen) Beamten und Beamtinnen des Polizeidienstes und des Strafvollzugswesens [Quelle: z.B. Bedi, Kiran (1998). It's always possible. Transforming one of the largest prisons in the world. New Delhi/ India: Sterling Publishers Limited.
- dem Einsatz von Vipassana in indischen Gefängnissen [Quelle: z.B. Chandiramani, K; Verma, S.K. und Dhar, P.L. (1998). Psychological effects of Vipassana on Tihar Jail inmates. Igatpuri/ India: Vipassana Research Insitute.]
- der Anwendung von Vipassana im Businessbereich zur Herausbildung eines ethisch motivierten Führungsstils und eines besseren Umgangs mit schwierigen Situationen bzw. Stress.
- dem Einsatz der Anapana Meditation in vielen Schulen und Universitäten. Dabei wird Achtsamkeit auf den natürlichen Atem als wichtiger Teil und Vorstufe von Vipassana gelehrt. Im Jahre 2004 hat die indische Regierung das Bestreben bekanntgegeben, Anapana flächendeckend in indischen Schulen einzuführen. Hierbei wird gemeinsam zu Beginn und am Ende des Schultags für jeweils 15 Minuten die Konzentration auf den natürlichen Atem gerichtet . [Quelle: Batra, Amba (2004). Vipassana to add value to school course. The Indian Express, Jan 7, New Delhi.]
- Auch außerhalb Burmas und Indiens hat Vipassana in den vergangenen Jahrzehnten eine große Verbreitung in unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen erlangt:
- Auf internationaler Ebene fanden mit großem Erfolg Kurse in Gefängnissen statt – u.a. in den USA, Großbritannien, Israel, Mexiko, und Neuseeland. Über den Einsatz und die Erfahrungen von Vipassana-Meditation im Strafvollzug zur Unterstützung der sozialen Rehabilitation von straffällig gewordenen Menschen wird auf einer eigenen Webseite informiert. Eine Serie von Kursen in den USA wurde wissenschaftlich evaluiert. [Quelle: z.B. Bowen, S.W.; Witkiewitz, K.; Dillworth, T.M.; Chawla, N.; Simpson, T.L.; Ostafin, B.D.; Parks, G.A., and Marlatt, G.A. (2006). Mindfulness Meditation and Substance Use in an Incarcerated Population. Psychology of Addictive Behavior, 20 (3), 343–347.]
- Im psychotherapeutischen Bereich gibt es verschiedene Ansätze, Vipassana zu integrieren. Ein erfolgreich evaluiertes Konzept entstammt der Therapie massiver Drogenabhängigkeit und Süchtigkeit. Hierbei wird Anapana verpflichtend praktiziert, wohingegen Vipassana grundsätzlich eine freiwillige Entscheidung in Abhängigkeit der indidivuellen psychischen Stabilität ist . [Quelle: Studer, Urban M. (1998). Verlangen, Süchtigkeit und Tiefensystemik. Fallstudie des Suchttherapiezentrums für Drogenabhängige START AGAIN in Zürich zwischen 1992–1998. Bericht ans Bundesamt für Justiz. Zürich/CH: start again].
- Regelmäßige Angebote von 1 bis 3-tägigen Anapana-Kursen für Kinder und Jugendliche – sowohl in Vipassana-Zentren als auch in Schulen – gibt es inzwischen in fast allen Ländern, in denen Vipassana-Kurse durchgeführt werden (u.a. in Deutschland und den westeuropäischen Ländern).
- In den vergangenen Jahren fanden in mehreren Staaten spezielle Seminare undKurse für Führungskräfte statt. Innerhalb Europas gibt es im belgischen Zentrum "Dhamma Pajiota" regelmäßig Kurse speziell für Führungskräfte.